
Das erste Mal, dass ich Spanien wirklich verstanden habe, war an einem glühend heißen Nachmittag in Sevilla. Ein alter, wettergegerbter Barkeeper schob mir einen Teller Gambas al ajillo über den Tresen – der Knoblauch brutzelte in Olivenöl, die Garnelen gekrümmt wie rote Kommata. „Komm, iss schnell, bevor es kalt wird“, drängte er – Come rápido, antes de que se enfríe. In diesem Moment – der Duft von Paprika, das Klirren der Sherrygläser, eine Gasse mit einer streunenden Katze, die mein Essen beäugte – offenbarte sich für mich das Wesen Spaniens: Essen als Ritual, als Leidenschaft, als Lebenselixier.
Die spanische Küche ist nicht einfach eine Ansammlung von Gerichten, sondern ein lebendiges Mosaik, geprägt von römischen Olivenhainen, maurischen Gewürzstraßen und dem Reichtum des Atlantiks. Von Andalusiens sonnigem Gazpacho bis hin zu den avantgardistischen Pintxos des Baskenlandes – dieser Guide nimmt dich mit auf eine kulinarische Reise durch Spaniens Aromenwelt, preiswerte Geheimtipps und Feste, bei denen Essen zur Kunst wird.
Andalusien – Der sonnenverwöhnte Süden

1. Gazpacho
- Geschmack: Eine erfrischende, gekühlte Symphonie aus reifen Tomaten, Gurken, Knoblauch und Olivenöl, aufgepeppt mit einem Spritzer Sherryessig.
- Zubereitung: Mit altbackenem Brot für die Konsistenz püriert, seidig fein passiert und mit gewürfeltem Gemüse garniert serviert.
- Wo essen: Bar El Comercio (Calle Lineros 9, Sevilla) – Für 4 € gibt es ein gekühltes Glas mit einer Tapa aus würzigem Jamón Ibérico.
2. Pescaíto Frito
- Geschmack: Knusprig goldene Häppchen aus Sardellen, Tintenfisch und Baby-Garnelen, verfeinert mit Meersalz und einem Spritzer Zitrone.
- Zubereitung: Frischer Fisch wird in Mehl gewendet und in Olivenöl so lange frittiert, bis er herrlich knusprig ist.
- Wo essen: Freiduría Puerta de la Victoria (Málaga) – Für 8 € gibt es eine Tüte mit gemischten frittierten Köstlichkeiten.
3. Salmorejo
- Geschmack: Cremiger und reichhaltiger als Gazpacho, mit samtiger Textur durch püriertes Brot, garniert mit Jamón und hartgekochten Eiern.
- Zubereitung: Tomaten, Knoblauch und Brot werden püriert und mit Olivenöl so lange angedickt, bis die Masse den Löffel umhüllt.
- Wo essen: Taberna Salinas (Córdoba) – Für 5,50 € serviert in einem Tontopf mit knusprigem Brot.
Katalonien – Wo Berge aufs Meer treffen
1. Escudella i Carn d’Olla
- Geschmack: Ein deftiger Wintereintopf mit zartem Fleisch (Schwein, Huhn), Würstchen und Kichererbsen, serviert mit riesigen Muschelnudeln (galets).
- Zubereitung: Langsam geschmort mit einer pilota (Fleischklops) und Gemüse, anschließend über geröstetes Brot gegossen.
- Wo essen: Can Culleretes (Barcelona) – Das älteste Restaurant Spaniens, 15 € für eine dampfend heiße Portion.
2. Crema Catalana
- Geschmack: Ein zitronig-frischer Pudding mit karamellisierter Zuckerschicht – ähnlich wie Crème brûlée, aber etwas leichter.
- Zubereitung: Eigelb, Milch und Zitronenschale – kurz vor dem Servieren abgeflämmt.
- Wo essen: Pastisseria Escribà (Barcelona) – Für 4,50 € inklusive einem Cortado.
Galicien – Der Schatz des Atlantiks
1. Pulpo a la Gallega
- Geschmack: Zarte Oktopusscheiben, bestäubt mit geräuchertem Paprikapulver und grobem Meersalz, serviert auf buttrigen Kartoffelscheiben.
- Zubereitung: In Kupfertöpfen gekocht, mit der Schere geschnitten und mit Olivenöl beträufelt.
- Wo essen: O’Pulpo (Santiago de Compostela) – 10 €, perfekt mit einem kühlen Glas Albariño.
2. Empanada Gallega
- Geschmack: Knuspriger Teig gefüllt mit Thunfisch, Paprika und Zwiebeln – oder mit Schweinefleisch und Chorizo.
- Zubereitung: Eine kulinarische Liebesarbeit – langsam geschmorte Füllung in einer goldbraunen, lardhaltigen Kruste gebacken.
- Wo essen: Panadería José (A Coruña) – 3,50 € pro Stück, am besten direkt mit Blick aufs Meer genießen.
Valencia – Die Geburtsstätte der Paella

1. Paella Valenciana
- Geschmack: Mit Safran gewürzter Reis mit Kaninchen, Huhn, Schnecken und weißen Garrofó-Bohnen, gekrönt von einer rauchigen socarrat-Kruste.
- Zubereitung: Über Orangenholz in einer breiten Paellera gekocht, nur einmal gerührt – für die perfekte Krustenbildung.
- Wo essen: Restaurante Levante (Valencia) – 18 € pro Person, mit Panoramablick auf die Reisfelder.
2. Horchata
- Geschmack: Süße, nussige Milch aus Erdmandeln (chufas), eisgekühlt serviert mit Fartons – zuckrigem Hefegebäck.
- Zubereitung: Erdmandeln werden eingeweicht, mit Wasser und Zucker püriert und anschließend fein gefiltert.
- Wo trinken: Horchatería Santa Catalina (Valencia) – 3,50 €, ein Traditionshaus mit über 200 Jahren Geschichte.
Baskenland – Das Paradies der Pintxos

1. Pintxos
- Geschmack: Feine Häppchen wie gebratene Gänseleber mit Apfel oder gegrillter Txangurro (Spinnenkrabbe) in der Schale.
- Zubereitung: Kunstvoll auf Brot geschichtet – oft mit einem Zahnstocher fixiert und mit regionalen Zutaten belegt.
- Wo essen: La Cuchara de San Telmo (San Sebastián) – 3–5 € pro Stück, ideal dazu ein Glas Txakoli-Wein.
2. Bacalao al Pil-Pil
- Geschmack: Zarter Stockfisch in einer knoblauchigen Emulsion aus Olivenöl und Chili, serviert in einer heiß schimmernden Tonschale.
- Zubereitung: Der Kabeljau wird langsam im Öl gegart und durch Schütteln zu einer sämigen Sauce emulgiert.
- Wo essen: Casa Urola (San Sebastián) – 14 €, ein Meisterwerk baskischer Kochkunst.
Preiswerte kulinarische Erlebnisse
1. Tapas-Touren in Granada
- So funktioniert’s: Bestelle im Bar Los Diamantes ein 2,50 € teures Caña (kleines Bier) und erhalte kostenlose Tapas wie knusprige Calamari oder Patatas Bravas dazu.
2. Markthallen-Schlemmereien
- Mercado de San Miguel (Madrid): Tapas zwischen 1 und 4 € – probiere Boquerones (in Essig marinierte Anchovis) oder Jamón-Kroketten.
- Mercado Central (Valencia): Für 5 € bekommst du ein Papiertütchen mit Messenmuscheln oder gegrillten Artischocken.
3. Menú del Día
- Casa Lucio (Madrid): Für 15 € bekommst du ein Drei-Gänge-Menü – zum Beispiel Linseneintopf, Lammbraten und Flan.
Unbedingt probieren: Street Food & Märkte

1. Churros con Chocolate
- Geschmack: Knusprig frittierter Teig, der in dicke, bittersüße Schokolade getaucht wird.
- Wo: Chocolatería San Ginés (Madrid) – 4 €, rund um die Uhr geöffnet.
2. Bocadillos de Calamares
- Geschmack: Knuspriges Baguette, gefüllt mit frittierten Tintenfischringen.
- Wo: Bar La Campana (Madrid) – 3,50 €, ein Ritual nach einem Besuch an der Puerta del Sol.
3. Jamón Ibérico
- Geschmack: Nussiger, zartschmelzender luftgetrockneter Schinken von Eichelschweinen.
- Wo: Mercado de la Boqueria (Barcelona) – 5 € für eine Papiertüte.
Food-Festivals & Saisonale Köstlichkeiten
1. La Tomatina (Buñol, August)
- Was: Ein chaotischer Tomatenkrieg, bei dem die Straßen in rote Flüsse verwandelt werden.
- Profi-Tipp: Trage Schutzbrille und alte Kleidung – der Eintritt von 12 € beinhaltet eine Paella nach der Schlacht.
2. Feria del Jamón (Aracena, Oktober)
- Was: Verkoste Iberischen Schinken von über 50 Produzenten.
- Nicht verpassen: Die 10 € teils Platte mit Pata Negra und Manchego.
3. Calçotada (Katalonien, Januar–März)
- Was: Schlemme gegrillte Calçots (süße Zwiebeln), die in Romesco-Sauce getaucht werden.
- Wo: Can Roca (Girona) veranstaltet ein All-you-can-eat-Event für 25 €.
Spaniens Tisch wartet auf dich
Von den großen Paella-Pfannen in Valencia bis zu den Pintxo-Bars in San Sebastián ist Spaniens kulinarische Landschaft eine Entdeckungsreise. Ob du nun die 1-Euro-Tapas in Granada genießt oder an der Tomatenschlacht in Buñol teilnimmst – jeder Bissen erzählt seine eigene Geschichte. Pack deinen Appetit ein, genieße die Siesta und lass die Aromen Spaniens deine Reise neu schreiben.