Wir hatten das Hotel noch nicht betreten, da war schon klar, dass wir hier eigentlich falsch waren: Die Auffahrt, die auf das parkähnliche Gelände des Mercure Villa Romanazzi Carducci (der Name länger als die Betten in manch anderen Hotels) führt, schien nicht gemacht für mit dem Zug Angereiste, die vom Bahnhof Quintino Sella mit ihren Koffern die lange, staubige Via Giuseppe Capruzzi entlang gekommen waren, sondern eher für diejenigen, die im großen, schwarzen Mercedes eintreffen, wie einer vor dem Hotelgebäude stand. Aber auch als einfache Zugreisende, die bereits am Vormittag ankamen, als in unserem späteren Bett wahrscheinlich noch andere lagen, wurden wir einigermaßen freundlich begrüßt und durften unsere Koffer da lassen. Als wir aus der Innenstadt, die auf der anderen Seite der Bahnlinie gelegen ist, zurückkehrten, war das Zimmer verfügbar – oder der kleine Ballsaal mit glänzendem Boden, den man uns zugedacht hatte. In der Mitte stand ein großes Doppelbett; zum Fenster hin fand man ein Sofa und einen Tisch mit drei Stühlen. Das Fenster ging Richtung Innenstadt: Man blickte über einen Teil des Hotelparks und die Bahnlinie auf Hochhäuser. Da uns Bari mehr interessierte als die Inneneinrichtung, verbrachten wir den Rest des Tages in der Stadt und betraten erst am nächsten Tag, nach einer ruhigen und erholsamen Nacht, das Badezimmer für mehr als ein paar Minuten. Die dortige Ausstattung wirkte einen Hauch altmodisch, aber der Raum war aber ebenso sauber wie das eigentliche Zimmer – und außerdem gab es eine Regendusche, untrügliches Zeichen für eine Renovierung in den letzten Jahren. Frühstück hatten wir nicht gebucht. Daher liefen wir nach weniger als 24 Stunden Aufenthalt im Hotel die Auffahrt hinab und begaben uns entlang der staubigen Via Giuseppe Capruzzi zurück zum Bahnhof Quintino Sella – ohne noch einen Blick zu werfen auf das »Restaurant mit offener Küche, das die Aromen von Puglia zelebriert«, das Tagungszentrum, das Fitnessstudio, das Dampfbad und alle weiteren Annehmlichkeiten, die wir nicht genutzt hatten und die wohl den Insassen großer, schwarzer Mercedesse vorbehalten bleiben werden.
Sehr gut
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