Mit meinen über 60 Jahren gehe ich aus Gründen der Nostalgie bei einem BKK-Besuch (erstmals 1988) wenigstens an einem Abend noch in die Khaosan-Street. Vernünftigerweise kann man diese Straße heute allerdings aber nur noch sehr bedingt empfehlen. Zur Szenerie: Der Kommerz war und ist allgegenwärtig (Kleidung, Souvenirs, Accessoires, Dienstleistungen wie Massagen, Reisepassfälschungen, Tattoostechen etc.). Dauernd wird man umherziehenden Händlern belästigt, aber na ja ... Kritisch ist allerdings die Lautstärke mit der sehr viele Lokale auf sich aufmerksam machen wollen. Waren es bei unserem letzten Besuch vor einigen Jahren nur zwei Lokale , die sich – einander gegenüber liegend – ein Duell in Sachen Musiklautstärke geliefert hatten (Lucky Beer vs. Center), so ist diese Situation inzwischen gravierend ausgeweitet. Es ist dies nicht nur eine Ärgerlichkeit in Bezug auf die Gesundheit der Hör-Organe, sondern vielmehr findet hier eine massive Schädigung statt, die in viel tiefere Schichten des menschlichen Daseins geht: nämlich eine Beeinträchtigung der Kommunikation, die ein bedeutendes Merkmal des Menschlichen darstellt. Diese Kommunikation kann in einem solchen Milieu - wie ich sehe - kaum noch stattfinden. Diese ‘Sprachlosigkeit‘ ist wohl auch der Grund dafür, dass sich hier eine Entwicklung vollzogen hat, die aus soziologischer Sicht nur als Abstieg zu werten ist. Waren es einst die Traveller, die hier zusammenkamen, zusammensaßen und Informationen zum beiderseitigen Nutzen austauschten, so will mir scheinen, dass diese Gruppe inzwischen marginal geworden ist. Dominierend ist inzwischen (zumindestens zum Zeitpunkt unseres Besuchs; Aug. 23) ein häufig in Gruppen auftretendes, flachköpfiges Partypublikum aus aller Herren Länder, das sich – ausgestattet mit ansehnlicher Kaufkraft (ihrer Eltern?) - ins Vergnügen stürzt. Es ist dies ein ganzjähriger Rummelplatz, auf dem man es her einfach einmal ‘krachen‘ lassen will. Ballermann lässt grüßen! Warum sollen diese – internationalen - ‘Partygäste‘ noch kommunizieren? Man hat doch sein Smart-Phone und den ‘Lonely Planet‘, der über alles Wissenswertes Bescheid ‘weiß‘! Kontakt spielt in dieser Situation keine Rolle mehr und dies führt geradewegs zu einem Zustand, den die Soziologie als ‘Vereinzelung in der Masse‘ kennt. Sie führt hier dazu, dass der Einzelne in einem Moloch verschwindet und das Individuum somit de-personalisiert wird. Das stereotypisierte Erscheinungsbild der Einzelindividuen in dieser grauen Masse ist aber hochinteressant. Es sind die Herren mit 3/4tel langer Hose, Muskelshirt, schwarzer Brille, Bart, Frisur (kahlrasierte Schläfen, oben Schopf; wenn Langhaar, dann Dutt). Bei den Damen sind es die kurzen Höschen und die schulterfreien T-Shirts. Diese Attribute sind nämlich ein interessantes Zeugnis dafür, dass die Anwesenden bemüht sind, sich trotz fehlender Verbal-Kommunikation äußerlich aber als dieser Masse zugehörig auszuweisen. Unsere Empfehlung: durchaus einmal anschauen, abe
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